Einführung von Simone Uhlemeyer Junghans

Fri, 17 Sep 2021 18:06:16 +0000 von Dirk Kähler

Nach einem guten Jahr Testlauf ist es jetzt wirklich wahr geworden. Simone Uhlemeyer-Junghans ist am 12. September 2021 durch Superintedent CHristian Berndt als Pastorin in St. Jakobus eingeführt worden.

Predigt von Simone Uhlemeyer-Junghams zur Einführung 
St. Jakobus am 12.09.2021 (Matth.6, 25-34)

Ich möchte die Geschichte von meinem Talar, die Christian Berndt eben angefangen hat, gerne weitererzählen. 
Mein Talar war der Ersatztalar von Jan aus Neumünster. Er passte auch einigermaßen, war aber etwas zu lang und ich bin immer mal draufgetreten. Ich habe schon gemerkt, dass es nicht meiner ist – es war aber sehr nett, dass ich den so lange ausleihen durfte. 
Irgendwann brauchte Jan ihn aber zurück……
Da dachte ich mir – jetzt ist es soweit, jetzt brauche ich einen eigenen. 
Den Aufwand und die Kosten habe ich aber gescheut. So ein Ding kostet immerhin um die 700,00 €. Also habe ich erstmal bei ebay-Kleinanzeigen geguckt, um einen Talar mit einer Geschichte zu finden. Ich war ja schließlich auch schon etwas gebraucht und nicht frisch von der Uni, also konnte der Talar das auch ruhig sein. 
Und tatsächlich habe ich dort dieses Modell gefunden – in Neumünster- da wo Jan wohnte. Ich bin also dorthin gefahren, habe Jan seinen Talar zurückgebracht und den anderen bei einem Kollegen abgeholt. Und dieser Talar hat eine Geschichte.
Das Geld, dass ich dafür bezahlt habe, wurde an ein Nähprojekt im Senegal gespendet und er stammt von einem verstorbenen Halligpastor, ist also sturmerprobt und so hat noch jemand etwas Gutes damit tun können und ich habe nicht das Gefühl, dass er nicht passt. 

Außerdem passt er zum Lesungsttext von heute.

28Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29Ich sage euch, dass auch 
 Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 

Den Talar hatte ich dann ja. St. Jakobus ist für mich allerdings trotz meines hohen Alters die erste richtig Pfarrstelle mit Urkunde und Einführung und so. Ich wohne ja schon seit 2008 in der Gemeinde, viele kennen mich auch schon eine ganze Weile, aber lange habe ich mich gar nicht damit beschäftigt, ob ich irgendwann mal hier landen werde. 
Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.
Ich habe in meinem Leben bislang viel Glück gehabt. Natürlich habe ich mir auch Sorgen gemacht, aber fast nie um mein Leben und nie darum nicht genug essen oder trinken zu haben. 
Meine Eltern haben mich machen lassen und als ich nach der Ausbildung gerne studieren wollte, haben sie das einfach bezahlt. Es kann ja nicht schaden einen „Pastor“ in der Familie zu haben. 
Als Christian und ich geheiratet haben und meine Ausbildung in Hamburg nicht so richtig anerkannt wurde, war das nie ein Thema, wir sind immer gut durchgekommen. 
Ich habe immer gerne gearbeitet, aber der Titel ist mir nie wichtig gewesen, vielleicht genau deshalb, weil ich mir keine Sorgen um unsere Existenz machen musste.
Und genau so habe ich St. Jakobus seit letztem Mai auch erlebt. „Sorgen machen“ stand nie oben auf der Liste. Als hier nicht viel ging wegen Corona, haben wir uns im letzten Jahr viel ausgedacht und Projekte wurden verwirklicht, die gingen. 
Ich habe die Kirchengemeinde nicht als gelähmt in der Lockdown-Zeit erlebt. Viele haben geholfen Päckchen an die zu verteilen, die vor allem geschützt werden sollten. Die Ideen für diesen neuen Altarraum sind gereift und umgesetzt worden. Wir haben die fertig geplante Gasheizung, die mit fertigen Angeboten und allem Pipapo nur noch in Auftrag gegeben werden musste neu angefangen zu planen, nachdem die Synode verabschiedet hat, bitte nur noch nachhaltig zu heizen. Wir wollten nicht die letzte Gasheizung bauen….
Susanne Schlüschen hat sich um die Räume so gekümmert, daß es die ganze Zeit immer so aussah, als käme die Gemeinde morgen wieder ins Gemeindehaus.
Die Kita-Gruppe ist eingezogen und bereichert unsere Räume für mindestens ein Jahr mit viel kindlichem Charme. Du bist jetzt Pastor Hahn haben sie mich letzte Woche begrüßt.
Ich habe mir Sorgen gemacht, als die neuen Ideen zum Farmprojekt die Runde machten und war erst sehr skeptisch. Mittlerweile weiß ich, daß sich viele Leute Gedanken machen und einsetzen und so auf neuen Wegen Kirche für die Menschen sein wollen. Dazu braucht es Mut – zu viele Sorgen und zuviel Skepsis bringt uns nicht weiter. Das kann man alles in dieser Gemeinde lernen, von denen, die die Gemeinde gestalten. Und das machen sie mit den Hauptamtlichen zusammen und nicht nur die Hauptamtlichen suchen nach Menschen, die mitmachen. St. Jakobus braucht eine Pastorin und auch einen Diakon oder Gemeindepädagogen, die das mitmachen und umsetzen, was hier gemeinsam entwickelt wird und für die Gemeinde dran ist. Dazu brauchen wir unseren Glauben und einen Gott, dem wir zutrauen, daß er mit seinem Segen mitmacht. 
Und ich glaube, es gibt noch etwas, was diese Leichtigkeit in diese Gemeinde bringt. Der Raum. Ich lese einige Zeilen von Ulrich Schnabel über große alte Kirchen:

Noch heute bewundern wir die gotischen Kathedralen. Diese alten, kühnen Gebäude entstanden in zum Teil jahrhundertelanger Kooperation, und die anfangs Beteiligten konnten kaum damit rechnen, das Ende des Baus zu erleben. (Beim Kölner Dom dauerte es 632 Jahre.) Deshalb sind diese wagnisreichen Konstruktionen letztlich auf ein Fundament aus Zuversicht gebaut. Natürlich wussten die Baumeister damals so ungefähr, wie ihre Kirchen aussehen sollten. Doch ob ihre im Höhenrausch geborenen Inspirationen nicht zusammenbrechen, die Gelder nicht ausgehen, die Arbeiter nicht davonlaufen würden? Das wussten sie nicht. Daran konnten sie nur glauben und auf die Fortsetzung durch künftige Generationen hoffen.

Wer würde heute noch ein solch zuversichtliches Gemeinschaftswerk in Angriff nehmen? Wer hätte soviel Vertrauen in die Kraft einer Idee, dass er sich auch von der Aussicht auf eine jahrzehnte- oder gar jahrhundertelange Realisierungsdauer nicht schrecken ließe? Beim Betreten einer mittelalterlichen Kathedrale ahnt man, wie groß früher Glaube und Zuversicht gewesen sein müssen (und wie eng heute das Fenster unserer Hoffnungen geworden ist. )

Aus: Ulrich Schnabel, Zuversicht. Die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je, 3. Auflage München 2018, S. 205f. (leicht verändert)

Dieser Raum ist nicht so ein schweres Erbe wie viele alte Kirchen mit dicken Mauern und Fenstern durch die man das Leben draußen nicht sehen kann. Trotzdem glaube ich, daß es auch in einem Raum, viele Menschen mit Glaube und Zuversicht ihr Zuhause haben – und sie haben den Blick für das Leben, dass wir hier an drei Seiten sehen können. Der Blick auf Kreuz und Regenbogen, gibt uns Kraft und kann uns viele Sorgen für das Leben hinter den Glasscheiben nehmen. AMEN.
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